Olga Nikitina Unterwasserkünstler

Olga Nikitina ist eine russische Künstlerin und eine Pionierin auf dem noch jungen Gebiet der Unterwasser-Malerei. Olga studierte Innenarchitektur und machte 2006 ihren Abschluss an der Universität von Ulyanovsk. Ihre Leidenschaft gehört aber ganz dem Meer, aus dem sie die Inspiration für ihre Werke zieht. Dies geschieht, indem sie die Kunst des Meeres aufnimmt und diese auf die Leinwand überträgt – und das sowohl über als auch unter der Wasseroberfläche.

„Malen hatte immer schon einen großen Stellenwert in meinem Leben. Eine neue Umgebung und die Gelegenheit; in dieser zu arbeiten; gaben mir neue Inspiration – und eine neue Richtung für meine Malerei.“

2008 machte ich meinen Tauchschein. 2015 wurde ich Tauchlehrerin und zog von Russland nach Ägypten.

Das Rote Meer mit seinen Korallen und all den anderen wunderbaren Unterwasser-Lebewesen ist ein unglaublich schönes Meer. Die leere, monotone Wüstenlandschaft rundherum bildet einen scharfen Kontrast zu diesem schillernden und farbenfrohen Reichtum unter Wasser. Es ist kein Geheimnis, dass das empfindliche Gleichgewicht des maritimen Ökosystems heutzutage leider sehr gefährdet ist und wir als verantwortungsvolle Menschen darauf achten müssen, es zu beschützen.

Taucher haben das Privileg, die Veränderungen des Meeres direkt bezeugen zu können. Sie können ihre Eindrücke an andere weitergeben und damit das Bewusstsein für diese wachsende Problematik erhöhen. Heutzutage haben die meisten Taucher eine Unterwasser-Kamera dabei, mit der sie sowohl die Schätze des Meeres als auch die Tragödien, also die Zeichen der Zerstörung maritimen Lebens, festhalten können. Die Kunst ist ebenfalls ein sehr effektives Mittel, um diese beiden Seiten der Unterwasserwelt als Botschaft zu kommunizieren.

Der Hauptfokus meiner Malerei liegt auf der Unterwasserwelt.

Unter Wasser habe ich nicht nur viel über die Lebewesen gelernt, sondern die Vielfalt der Formen und Farben hat mich geradezu überwältigt. Zuhause nach dem Tauchen fällt es mir oft schwer, mich im Detail zu erinnern, was ich während des Tauchgangs gesehen habe, und meine Erinnerung spiegelt dann auch nicht genau das, was ich eigentlich zeigen und abbilden möchte. Diese Erkenntnis führte mich zu der Idee, direkt unter Wasser zu malen.

Ich arbeite mittlerweile seit 5 Jahren als Tauchlehrerin in Ägypten. In das Rote Meer mit seiner wunderschönen und farbenfrohen Unterwasserwelt, den spektakulären Steilhängen und den prächtigen Korallenriffen habe ich mich absolut verliebt. Ich fotografiere auch sehr gerne unter Wasser, aber das ist für mich nicht genug, um meine Bewunderung für das Rote Meer auszudrücken. Dies kann ich nur durch meine Seele tun – durch das Malen. Und die beste Möglichkeit, diese Inspiration zu spüren ist, direkt vor Ort zu malen, während ich selbst ein Teil der Unterwasserwelt bin.

Der ursprüngliche Pionier der Unterwasser-Malerei war André Laban, Techniker des Jacque Cousteau Teams.

Er baute auch die ersten Unterwasser-Gehäuse für Kameras. Mit dem Fachwissen eines Chemikers entwickelte er eine spezielle Beschichtung für Leinwände und erforschte, welche Farben unter Wasser verwendbar und ungiftig für die Umgebung sind. 20 Jahre lang malte er immer wieder unter Wasser und seine Werke sind weltbekannt. Ich schätze André Laban sehr und bin sehr dankbar für ein solches Vorbild.

Malen unter Wasser ist etwas komplett anderes als das traditionelle Malen an der Oberfläche. Unter Wasser kann ich die Energie des Ozeans spüren, ich fühle mich eins mit der Natur. Ich kann nur meine eigene Atmung hören und die Geräusche der Fische. Leicht gerate ich in einen tranceartigen Zustand. Die Sonnenstrahlen scheinen wie magisch durch das Wasser, man sieht und spürt den Punkt, in dem zwei Welten zusammenkommen und sich vereinen – und genau das ist eines meiner Lieblingsmotive.

Mittlerweile habe ich einige Jahre Erfahrung mit der Unterwasser-Malerei gesammelt. Im Shams Safaga Diving Center haben wir ein herrliches Hausriff zur Verfügung – mein Unterwasser-Studio. Dort gibt es eine große Vielzahl an Farben und Formen, verschiedene Lichtverhältnisse und Hintergründe, die sich als Motiv eignen. Manchmal, wenn ich bei einem normalen Tauchgang etwas Besonderes sehe, kann ich es kaum erwarten, es später mit meinen Farben auf die Leinwand zu bringen.

Ich arbeite in verschiedenen Tauchtiefen, was sich auf das Farbspektrum der Bilder auswirkt - wie wir wissen, verlieren sich die Farben im Wasser mit zunehmender Tiefe. Manchmal ist es daher eine große Überraschung, an der Oberfläche zu sehen, was ich unten gemalt habe. Eine Session dauert zwischen 30 Minuten und 2 Stunden, wobei natürlich der Luftvorrat und die Nullzeit beachtet werden müssen. Ein Assistent leistet gute Dienste beim Handling der Ausrüstung.

Ich hoffe und glaube daran, dass ich mit meinen Bildern vielen Menschen die Unterwasserwelt näherbringen kann, sie sich daran erfreuen und mit ihrer Begeisterung auch für den Schutz der Ozeane sensibilisiert werden. Es ist mir ein Anliegen, dass meine Bilder und meine Erfahrungen dazu beitragen, die Meere für zukünftige Generationen zu erhalten.